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Siegfried-Kühn-Archiv
Kurzbiografie/ Geschichte der Institution Siegfried Kühn wird am 14. März 1935 in Breslau geboren. Seine Kindheit verbringt er bei seiner Großmutter in Ölschen in Schlesien. Ab 1947 lebt er mit seiner Mutter und dem Stiefvater im Westsektor Berlins. 1950 übersiedelt er in die DDR nach Eisleben und beginnt nach der Schulzeit im Bergbau zu arbeiten. 1952 - 1955 absolviert er eine Ausbildung zum Bergbauingenieur. Anschließend ist er als Bergbauingenieur tätig. Zur Vorbereitung eines Einsatzes in Nordkorea wechselt er 1956 zum Bergbau-Außenhandel nach Berlin, der Einsatz scheitert jedoch an der Westverwandtschaft Kühns. Kurzzeitig ist er als Redakteur im Berliner Verlag Technik bei der Fachzeitschrift "Neue Hütte" tätig. Ab 1958 beginnt er ein Filmregie-Studium, zunächst für ein Jahr, an der Deutschen Hochschule für Filmkunst in Potsdam-Babelsberg, 1959 erhält er eine Delegierung ans Moskauer Institut für Kinematographie (WGIK), wo er bis 1964 u. a. bei Sergej Gerassimow studiert. Er beendet sein Studium mit einem Diplomabschluss. 1965 dreht er in Moskau seinen ersten Spielfilm "Oni ne proidut" (Sie kommen nicht wieder). Ebenfalls in Moskau inszeniert Kühn Bertolt Brechts "Der aufhaltsame Aufstieg des Arturo Ui" am Theater der Filmschauspieler. Eine geplante Verfilmung des Stücks im Lenfilm-Studio kommt aufgrund einer Intervention Helene Weigels nicht zustande. Bis 1966 arbeitet Kühn als Regisseur am Satire-Theater in Moskau, wo er u. a. Rolf Schneiders "Der Prozess Richard Waverly" inszeniert. Nach seiner Rückkehr in die DDR widmet er sich zunächst weiterhin der Theaterarbeit und absolviert eine Aspirantur bei Benno Besson am Deutschen Theater in Berlin. Seine erste Filmarbeit in der DDR, der Dokumentarfilm "Das rote Plakat" (1967), ist stark umstritten und kommt nicht in den Verleih. Anschließend wechselt Kühn ins DEFA-Studio für Spielfilme, wo er u. a. Günter Reisch assistiert. 1969 erhält er einen Regievertrag im DEFA-Studio für Spielfilme. Im selben Jahr gibt er sein Spielfilmdebüt mit dem Auftragsfilm "Im Spannungsfeld". 1970 folgt "Zeit der Störche", nach einer Erzählung von Herbert Otto mit Winfried Glatzeder in seiner ersten Hauptrolle. Mit dem 1973 gedrehten Film "Das zweite Leben des Friedrich Wilhelm Georg Platow" mit Fritz Marquardt in der Hauptrolle stößt Kühn bei der DDR-Führung erneut auf Ablehnung. Der Film wird ohne offizielle Premiere nur in kleinen Kinos gespielt und bereits nach vier Tagen aus dem Programm genommen. Kritikerlob erhält er allerdings mit seinem nächsten Film, der Goethe-Adaption "Die Wahlverwandtschaften" (1975). 1979 entsteht nach eigenem Drehbuch der Gegenwartsfilm "Don Juan, Karl-Liebknecht-Str. 78", das Psychogramm eines unbequemen Opernregisseurs. 1981 plant Kühn das Filmprojekt "Schwarzweiß und Farbe", in dem es um den Konflikt eines Fotografen mit dem Zwang zur geschönten Berichterstattung beim Bau eines Kernkraftwerks geht. Aus politischen Gründen müssen die Arbeiten jedoch abgebrochen werden. Kühn, der als politisch unzuverläsig gilt, gerät in den 1980er Jahren ins Visier der Staatssicherheit. 1984 verfilmt er die Gottfried-Keller-Novelle "Romeo und Julia auf dem Dorfe". Sein nächster Film "Der Traum vom Elch", gedreht 1986, basiert erneut auf einem Roman von Herbert Otto. Im selben Jahr dreht Kühn die Komödie "Kindheit", in der er seine Erinnerungen an die Kindheit im Hause seiner Großmutter während des Krieges verarbeitet. Einen internationalen Erfolg kann Kühn mit der Produktion "Die Schauspielerin" (1987/88) verbuchen, der von einer "arischen" Frau handelt, die in der Zeit des Nationalsozialismus ihre Karriere aufgibt und aus Liebe ans Jüdische Theater wechselt. Hauptdarstellerin Corinna Harfouch wird auf dem Internationalen Filmfestival Karlovy Vary mit dem Grand Prix als beste Darstellerin ausgezeichnet. 1989 gerät Kühn mit seinem langgehegten Projekt, Karl Mickels antistalinistischen Stoff Volks-Entscheid zu verfilmen, in die Wirren der politischen Wende in der DDR, die Dreharbeiten müssen schließlich abgebrochen werden. Für die DEFA kann Kühn danach noch die Filme "Heute sterben immer nur die andern" (1990) über eine an Krebs erkrankte Frau mit Katrin Saß in der Hauptrolle und "Die Lügnerin" (1992) nach einem Drehbuch von Regine Kühn und mit Katharina Thalbach in der Hauptrolle realisieren. Nach 1992 arbeitet Kühn freischaffend und verfasst in der Folge verschiedene Drehbücher und literarische Texte, ohne jedoch noch einen Film inszenieren zu können. Kühn, der bei den meisten seiner Filme auch als Autor oder Mitautor des Drehbuchs fungiert, ist von 1963 bis 1980 mit der Drehbuchautorin Regine Kühn und von 1991 bis 2004 mit der Schauspielerin Katrin Saß verheiratet. Seit 2010 betreibt er gemeinsam mit seiner dritten Ehefrau Irma Grefte den Verein für Land- und Dorfkultur Schloss Groß Jehser e. V. 2018 veröffentlicht Kühn im Verlag Neues Leben die autobiografische Erzählung "Die Erdorgel oder Wunderbare abgründige Welt". Beschreibung des Bestandes Archiv Drehbücher, Drehbuchentwürfe, Drehpläne u.a. Produktionsunterlagen, Werk- und Szenenfotos, Werbematerialien, Programmhefte und Kritiken zu seinen Filmen, u.a. "Zeit der Störche" (DDR 1971), "Das zweite Leben des Friedrich Wilhelm Georg Platow" (DDR 1973) und "Kindheit" (DDR 1986), Unterlagen zu nicht realisierten Filmprojekten; Korrespondenz; biografische Unterlagen, Privatfotos
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